Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Oberfranken
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BilDung anders 2016:

 

     demokratie braucht
   demokratische schulen

"Es ist überflüssig, Menschen demokratische Werte zu vermitteln: Sie haben diese Werte bereits. Der Wunsch nach Demokratie kommt vom Bürger. Politiker und Demokratietheoretiker fassen ihn nur in Worte.

Es reicht nicht, Menschen einzutrichtern, wie unser konkretes politisches System (auf dem Papier) funktioniert, und auch nicht, sie in das reale System schnuppern zu lassen (Demokratie leben und lernen). Das kann u.U. die Abneigung gegen die Demokratie fördern. Vielmehr müssen sie Gelegenheit bekommen, ihre demokratischen Ideale im Alltag anzuwenden und zu vervollkommnen. Dazu haben wir ein praktikables und wirksames Förderkonzept erarbeitet (KMDD und Diskussionstheater).

Dazu Thomas Jefferson: Wenn wir meinen, die Bürger seien nicht reif für die Demokratie, dürfen wir diese nicht von ihnen nehmen, sondern müssen ihre Reifung fördern."

                                                                                            Georg Lind

 

 

BILDUNG ANDERS 2016 startete mit dem Dokumentarfilm "Schools of Trust" des Physiklehrers Christoph Schuhmann. Er zeigt Schulen, die demokratisch organisiert sind. 43 Interviewte, darunter anerkannte Bildungsexperten wie Gerald Hüther, Klaus Klemm, Jesper Juul, Peter Gray und Manfred Spitzer begründen, warum Lernen ohne Zwang und ohne Bedrohung durch schlechte Noten erfolgreiches Lernen bedeutet:

Schülerinnen seien "Begeisterungspakete" (Spitzer). Respektvolle Beziehungen und der Mut, Neues auszuprobieren (Klemm) ermöglichen Erfolg als Nebenwirkung der Begeisterung: "Man lernt, was man will, ich tu alles in meinen Kopf, was reinpasst, was rein will," sagt eine Schülerin im Film.

 

"Demokratische Schulen stärken die Demokratie in der Gesellschaft", betont auch Fritz Reheis, Pädagogikprofessor aus Bamberg. "Aber nur, wenn Demokratie nicht als Herrschafts-, sondern als Gesellschafts- und Lebensform begriffen wird. Reheis fordert, dass demokratisch verfasste Schulen Quer-Denker hervorbringen, die fähig sind, sich in die Gestaltung unseres Gemeinwesens auch kritisch einzumischen. Wer in einer demokratischen Schule gelernt habe, quer zu denken, habe auch gelernt, extreme Ungleichheiten zu erkennen und gegen diese Widerstand zu leisten. "Das gefällt natürlich jenen nicht, die von diesen Ungleichheiten profitieren", so Reheis.

"So lange wir keine demokratischen Schulen haben", ergänzt Rudolf Brandenstein, der Gründer der Reihe BILDUNG ANDERS, "so lange werden wir das Bildungsforum der GEW brauchen."

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Ein hervorragendes Buch zum Thema haben Lothar Krappmann und Christian Petry 2016 im Debus Pädagogik Verlag (Schwalbach/Ts.) herausgegeben. Der Titel:

WORAUF KINDER UND JUGENDLICHE EIN RECHT HABEN.   KINDERRECHTE, DEMOKRATIE UND SCHULE:  EIN MANIFEST

 

Auch in Oskar Negts PHILOSOPHIE DES AUFRECHTEN GANGS.  STREITSCHRIFT FÜR EINE NEUE SCHULE  (Steidl Verlag, Göttingen 2014) ist Wesentliches  zum Thema zu finden.

 

Die Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik bietet auf ihrer homepage nicht nur Texte, sondern auch Hinweise zu Veranstaltungen:   http://www.degede.de     

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Schools of Trust Film von Christoph Schuhmann, 2015, 63 Min.

 

Viele Schüler*innen meinen, sie lernen nichts für das Leben. Unter Zwang wird nicht nachhaltig gelernt. An demokratischen Schulen geht man davon aus, dass Kinder von Natur aus neugierig sind und motiviert gerne das lernen, was sie brauchen. Lernen und spielen hängen eng zusammen, Motivation kommt wie Hunger und Durst. Was Spaß macht, wird leicht gelernt. Lernen kann als kreatives Problemlösen betrachtet werden. Die gängige restriktive Fehlerkultur des selektiven Schulsystems führt oft zur Mutlosigkeit und erschwert erfolgreiches Lernen. All diese Thesen werden in Statements von Prof. Manfred Spitzer, Prof. Gerald Hüther und Jesper Juul untermauert. Schulen in Freiburg, Israel, Skandinavien und Puerto Rico werden mit verschiedenen Ansätzen vorgestellt.

 

  • Lernen = soziale Kompetenz erwerben, Selbständigkeit, Freundschaft, Teamfähigkeit

  • Lernen = 5 Fragen stellen: 1. Wer bin ich? 2. Wer möchte ich sein? 3. Wie kann ich der werden, der ich sein will? 4. Was muss ich dafür lernen? 5. Wie lerne ich?

  • Lernen = Jeder schreibt seinen eigenen Lehrplan

  • Lernen = Eltern haben Vertrauen, lassen los, lassen machen

  • Lernen = Freiheit für etwas, nicht frei von etwas

  • Lernen = Ja sagen zum Leben, zur Vielfalt

 

Mit dieser Veranstaltung schließt sich für Bildung anders (Schule anders) nach 25 Jahren ein Kreis. 1991wurde „Schule anders“ von einigen Kolleginnen und Kollegen im GEW Kreisverband Würzburg ins Leben gerufen. Ziel war eine offenere, demokratische Schule, die Kinder zum selbständigen Lernen befähigt.

 

Es stellen sich Fragen:

 

  • Sollen wir es wirklich Privatschulen überlassen, demokratische Strukturen zu verwirklichen?

  • Wie kann man den Schulalltag demokratisieren?

  • Inwieweit ist die staatliche Schul-Hierarchie undemokratisch?

 

 

Rudolf Brandenstein

 

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Demokratie braucht demokratische Schulen!

 

Wo thematisiert die Schule Demokratie?
Im Sozialkundeunterricht  -  häufig formal und mit einer Negativbesetzung des Themas, indem dort schlechte Noten vergeben werden, wenn staatliche Institutionen und politische Abläufe, mit denen die Schüler*innen kaum etwas zu tun hatten, bei Tests nicht exakt dargestellt werden.

 

Auch im Geschichtsunterricht geht es hin und wieder um demokratische bzw. undemokratische Staatsformen. Gleichzeitig erleben die Schüler*innen meist nur am Rande demokratische Vorgänge an der Schule. Passt die Anordnungsmacht von Lehrkräften gegenüber Schüler*innen zu einer Schule in der Demokratie  - ebenso wie die Anordnungsmacht der Schulverwaltung gegenüber Lehrkräften?

 

Will die Landesregierung tatsächlich erreichen, was sie in die Lehrpläne schreibt, nämlich von der Demokratie überzeugte junge Menschen aus den Schulen entlassen, warum ermöglicht sie dann wenige bis keine demokratischen Erfahrungen während der Schulzeit? Warum gibt es keine regelmäßigen Treffen von Schulparlamenten, keine Wahl der Schulleitungen auf Zeit, keine Entscheidungsmöglichkeiten der einzelnen Schüler*innen über den Zeitpunkt von Tests?

 

E. Wilhelm

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