Würden unsere Schulministerien die Erkenntnisse pädagogischer Wissenschaftler*innen zur schulischen Leistungsbewertung ernst nehmen, müssten sie die Ziffernnoten-Bewertung unverzüglich verbieten. Denn Ziffernnoten sind untauglich,
- weil sie auf Prüfungssituationen gründen, die von höchst unterschiedlichen Schüler*innen
verlangen,
i.d.R. die selben Aufgaben in der selben Zeit zu bearbeiten.
- weil sie in hohem Maße subjektiv gefärbt sind und nicht selten Fehler der Bewertenden
enthalten.
Zudem sind Ziffernnoten schädlich,
- weil sie den Blick der Lernenden weglenken von den Inhalten und Methoden hin zur
Fremdbewertung. Diese wird v.a. als (gewährte oder verweigerte) Eintrittskarte in berufliche
Laufbahnen gesehen und entwertet damit die Lernwege.
- weil sie auf der Illusion aufbauen, die Lernenden müssten sich nur genügend anstrengen,
um bestmögliche Leistungen zu erzielen. Damit werden viele Lernende häufig psychisch
belastet und demotiviert. So tragen Ziffernnoten entscheidend dazu bei, schulisches Lernen
zu verleiten, statt dieses als bereichernde Erfahrung zu erleben.
- weil durch die Benotung Lernende (wie auch deren Eltern) leicht zu Gegner*innen der
Lehrer*innen werden können, wenn sie Bewertungen (zu Recht oder zu Unrecht) als unfair
bzw. als persönliche Abwertung betrachten.
Der folgende Reflexionsbogen bietet eine klare Alternative zum üblichen Zeugnis,
- da er die unbeeinflusste Selbsteinschätzung der Lernenden an den Anfang stellt und erst
danach die Fremdeinschätzung der Lehrkraft vorsieht.
- da er die Befindlichkeit der Lernenden in den Mittelpunkt stelllt und nicht die Erfüllung einer
willkürlichen und entfremdeten Leistungsanforderung.
Er bietet auch eine Alternative zum Leistungsbericht.
Dieser bewertet zwar nicht mit Ziffernnoten, aber per Text. Auch dieser stellt eine Fremdbewertung dar und fordert viel Zeit bei der Erstellung, die im Kontakt mit Lernenden viel sinnvoller angelegt wäre. Zudem ist ein Leistungsbericht weniger schnell erfassbar und kann von unterschiedlichen Adressaten ganz unterschiedlich interpretiert werden.
Auch wenn so ein Reflexionsbogen noch nicht als Ersatz für die üblichen Zeugnisse anerkannt wird, kann er Lernenden schon jetzt helfen, sich über eigene Stärken und Schwächen klarer zu werden und im Gespräch mit der Lehrkraft und Erziehungsberechtigten konstrukive Folgerungen zu ziehen.
Verfasst im Juli 2019 von
Ernst Wilhelm, stellv. Vorsitzender der GEW Oberfranken,
Ich heiße ______________________________
So ging es mir in der ____ Klasse:
Datum:_____________________
(Schulstempel)
Ich schreibe ein S zwischen die Wörter links und rechts auf jeder Linie dorthin, wo es meiner Meinung nach am besten passt.
Wenn meine Lehrerin / mein Lehrer das ebenso sieht, umkreist sie / er mein S. Hält sie / er eine andere Stelle für zutreffender, ergänzt sie / er dort ein
L:
Texte in deutscher Sprache vorzulesen fiel mir meistens
leicht ----------------------------------------------------------- schwer
Texte in deutscher Sprache zu verstehen fiel mir meistens
leicht ----------------------------------------------------------- schwer
Texte zu schreiben fiel mir meistens
leicht ----------------------------------------------------------- schwer
Die deutsche Rechtschreibung fiel mir meistens
leicht -----------------------------------------------------------
schwer
Kopfrechnen fiel mir meistens
leicht ----------------------------------------------------------- schwer
Schriftliches Rechnen fiel mir meistens
leicht ----------------------------------------------------------- schwer
Sachaufgaben auszurechnen fiel mir meistens
leicht ----------------------------------------------------------- schwer
Geometrische Berechnungen fielen mir meistens
leicht ----------------------------------------------------------- schwer
Englisch zu sprechen fiel mir meistens
leicht ----------------------------------------------------------- schwer
Englisch zu verstehen fiel mir meistens
leicht
------------------------------------------------------------ schwer
Englisch vorzulesen fiel mir meistens
leicht ----------------------------------------------------------- schwer
Englisch zu schreiben fiel mir meistens
leicht -----------------------------------------------------------
schwer
Handwerklich arbeitete ich meistens
gerne ----------------------------------------------------------- nicht gerne
Künstlerisch arbeitete ich meistens
gerne ----------------------------------------------------------- nicht gerne
Am Sportunterricht beteiligte ich mich meistens
gerne ----------------------------------------------------------- nicht gerne
Am Musikunterricht beteiligte ich mich meistens
gerne ----------------------------------------------------------- nicht gerne
Am Ethikunterricht / Religionsunterricht beteiligte ich mich
gerne ------------------------------------------------------------- nicht gerne
An der Arbeitsgemeinschaft ______________________________ beteiligte ich
mich
gerne ------------------------------------------------------------- nicht
gerne
Gegenüber Mitschülerinnen und Mitschülern verhielt ich mich meistens
freundlich ---------------------------------------------------------- unfreundlich
zuverlässig ----------------------------------------------------------
unzuverlässig
rücksichtsvoll ---------------------------------------------------------- rücksichtslos
selbstsicher ----------------------------------------------------------- unsicher
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Meine Aufgaben in der Schule bearbeitete ich meistens
zügig ----------------------------------------------------------
langsam
sorgfältig ---------------------------------------------------------
nachlässig
konzentriert --------------------------------------------------------
unkonzentriert
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Insgesamt gesehen gefiel mir die Zeit in der Schule
sehr gut ----------------------------------------------------------- gar
nicht
Was mir gar nicht gefiel:
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Was mir sehr gut gefiel:
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Meine Unterschrift:
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Die Unterschrift meiner Klassenleiterin / meines Klassenleiters:
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Die Unterschrift der Erziehungsberechtigten:
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